Donnerstag, 24. März 2016

Rezension  Kate Morton „Das Seehaus“


Hardcover €22,00
DIANA Verlag
604 Seiten

http://www.randomhouse.de/Buch/Das-Seehaus/Kate-Morton/e394452.rhd

Buchcover: Die Hardcoverausgabe hat einen wunderschön gestalteten Schutzumschlag, womit dieses Buch schon zum träumen und entspannen einlädt. Die malerische Landschaft spiegelt schon den Handlungsort wider und ist absolut ansprechend aufgemacht. Das Herrenhaus idyllisch im ländlichen Cornwall an einem bezaubernden See gelegen, greift natürlich nicht nur die Thematik, sondern auch den Buchtitel auf und macht es umso gehaltvoller.

Inhalt/Thematik: Cornwall 1933: Die sechzehnjährige Alice Edevane fiebert dem Höhepunkt des Jahres entgegen, dem prachtvollen Mittsommernachtsfest auf dem herrschaftlichen Landgut ihrer Familie. Noch ahnt niemand, dass sich in dieser Nacht etwas Schreckliches ereignen wird. Ein Unglück, das so groß ist, dass die Familie das Anwesen für immer verlässt.

Siebzig Jahre später stößt Sadie auf das verfallene Haus an einem See. Sie geht den Spuren des Jungen nach, der in jener Nacht verschwunden sein soll. Die Suche nach Antworten führt Sadie tief in die Vergangenheit der Familie Edevane, zu einer verbotenen Liebe und tiefer Schuld …

Sprachstil/Stilmittel: Kate Mortons unglaubliche Sprachgewalt und Wortgewandtheit kommt in diesem Buch auch wieder nicht zu kurz, sodass man einen unglaublich angenehmen Lesefluss erlebt und sich ganz in die Geschichte fallen lassen kann. Durch die sehr detailreiche Beschreibung der Personen und Handlungsorte, fiel es mir sehr leicht, mir gewisse Dinge vorzustellen, vor allem die Zeit nach dem ersten Weltkrieg. Die verschiedenen Zeitebenen wurden in die einzelnen Kapitel zerlegt, jedoch passierte es immer mal wieder, dass sich die Gedanken der Charaktere aus verschiedenen Zeitepochen in einem Kapitel vermischt haben und das somit absolute Konzentration beim Lesen erfordert, was ich manchmal als anstrengend empfunden habe.

Charaktere/Handlungsort: Die Hauptcharaktere sind zum einen die Familie Edevane, eine wohlhabende Familie, welche ein altes Herrenhaus in Cornwall bewohnten, deren Handlungen sich vorwiegend zur Zeit des ersten Weltkriegs und danach abspielte. Die Familie besteht aus Anthony, dem Vater, die Mutter Eleonore und die drei Schwestern Alice, Clementine und Deborah sowie der jüngste Bruder Theo. Ich habe mich dieser Familie unglaublich verbunden und nah gefühlt, mochte jeden einzelnen Charakter und hatte während des Lesens das Gefühl, dass ich ein fortwährender Begleiter des Geschehens war. Jeder hat seine eigene Geschichte und die Hauptcharaktere sind bis ins letzte Detail ausgearbeitet und das macht sie so lebendig. Zum zweiten begegnen wir einer Detektivin namens Sadie Sparrow, die wegen eines Vergehens kurzfristig beurlaubt wird und beim Großvater in Cornwall abzuschalten versucht. Sie ist ein absoluter Workaholic und perfektionistisch veranlagt, trotz allem war sie mir während des Lesens nicht allzu sympathisch, trotz Ihres guten Kerns. Auch sie hat ein dunkles Geheimnis und unweigerlich muss sie sich später Ihrer eigenen Vergangenheit stellen.

Stimmung: Zu Beginn erfährt man, wie jemand Beweise verschwinden lässt und somit ist es gleich eine geheimnisvolle und düstere Atmosphäre, jedoch springt das Buch durch die verschiedenen Zeitebenen in kurzgehaltenen Kapiteln, sodass die Stimmung immer mal wechselt von Leichtigkeit und Nostalgie, Entspanntheit, zu Neugier, Gedrücktheit durch die Schicksalsschläge und distanzierte und kaputte Familienstrukturen. Doch immer wieder zwischendurch empfindet man ein wahnsinniges Mitgefühl, da die Zeit vor und nach dem ersten Weltkrieg bzw. was die zuhause sitzend und wartenden Familien auszustehen hatten. Wie geht man mit einem Menschen um, der ein Kriegstrauma zu verarbeiten hat und welche Tragweite und Konsequenzen ergeben sich dadurch für die gesamte Familie. Dies so realistisch darzustellen hat mir sehr imponiert. Ebenfalls der Generationenkonflikt, den die Autorin immer wieder aufgreift hat zahlreiche Facetten und das Ganze eingebettet in diese wunderschöne, malerische Landschaft, was zwischenzeitlich sehr skurril wirkte, war dennoch spannend und interessant zu verfolgen.

Meinung/ Fazit:  Ein absolutes weiteres Wunderwerk was die junge Kate Morton hier erschaffen hat. Ich habe mir unglaublich viel Zeit gelassen um dieses Buch zu lesen und ich finde, das braucht es auch, da wir hier so viele Personen mit Ihren eigenen Geschichten kennen lernen und so viel Handlungen und Geschehnisse darauf folgen, dass man es erst mal verarbeiten und an einigen Stellen auch sacken lassen musste. Ich fand es schon eine anspruchsvolle Lektüre, in der man auch viel zwischen den Zeilen lesen kann und wieder verknüpft die Autorin hier sehr geschickt viel Gefühl mit absoluter Spannung und Tragödie, wie ich es in noch keinem Buch fand. Eine unbedingte Leseempfehlung für all diejenigen, welche auf Familiensagas, Krimis und Historisches stehen.


Bewertung: 5 Sterne
Leipziger Buchmesse 2016